Ein kalter Tag Anfang des Jahres. Der Weingarten im Winterschlaf. Nichts wächst, nichts rührt sich. – Nichts? Stimmt nicht. Zwischen der Wintersonnenwende im Dezember und dem meteorologischen Frühlingsbeginn Anfang März ist die Rebe in der absoluten Winterruhe. Diese Wochen eignen sich am besten für den Rebschnitt.
Reservestoffe. Nach der Traubenreife und Ernte hat die Rebe noch Zeit für ausreichend Holzreife zu sorgen. Danach versucht sie soviel Nährstoffe wie möglich ins alte Holz und in ihr Wurzelsystem einzulagern. Das braucht Zeit. Im November und Dezember ruhen unsere Reben. Während dieser Zeit speichern sie Reservestoffe, um für einen gesunden und kraftvollen Start Anfang Mai gerüstet zu sein.
Zeitpunkt. Wir beginnen erst nach den „Heiligen Drei Königen“ mit dem Schneiden. Spätestens Anfang März sind wir mit dem Rebschnitt fertig. Das „Zurückschneiden der Triebe“ ist der stärkste Eingriff in den Organismus des Rebstocks. Die Reben können große Wunden nicht wie ein Apfelbaum durch Wundgewebe (Kallus) wieder verschließen. Große Wunden bleiben offen, trocknen tief in den Stock ein und bieten Eingang für Pilze und Krankheiten.
Handarbeit. Wir schneiden daher nur von Hand, sauber und genau, und nur in ein- und zweijährige Triebe, damit die Wunden klein bleiben und schnell eintrocknen. Zusätzlich belassen wir etwas „Respektholz“, also etwas Holz über dem letzten Auge (Knospe), damit die natürliche Eintrocknung keinen Schaden anrichtet. Dabei versuchen wir dem Stock Form und Struktur zu geben und den natürlichen Saftfluss zu respektieren.
„Sanfter Rebschnitt“ heißt diese Methode und Marco Simonit und Piercarlo Sirch haben sie im Friaul entwickelt. Vorbild waren alte Erziehungsformen, wie die Stockkultur in Österreich und Albarello sowie Gobelet im Mittelmeerraum. Genutzt wurde das Wissen und die Kunst der alten Winzer. Den Rebschnitt haben sie somit wieder zum Handwerk gemacht.
Zapfen/Kordon– und Zapfen/Bogen– Schnitt sind die Varianten, nach denen wir unsere Rebstöcke schneiden. Je nach Sorte und Lage entscheiden wir, welche Erziehungsform für unsere Reben besser geeignet ist. Die Intensität des „Zurückschneidens“ entscheidet der Rebstock. Unsere Weingarten-MitarbeiterInnen müssen auf das individuelle Wachstum jeder Rebe eingehen, um den Stock nicht zu über- oder unterfordern.
Die Reben wachsen gleichmäßiger, bleiben gesünder und widerstandsfähiger und können somit zu gesunden Alten Reben werden, und die geben bekanntlich ja den besten Wein.